Mrz 5

Janusz Czech: Sight, Seeing, Society

Von Helmut A. Müller | In Katalog, Kunst

Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 13. Juli – 7. Oktober 2018 im Kunstverein Pforzheim im Reuchlinhaus, herausgegeben von Bettina Schönfelder mit Texten von Ana Kugli, Deyan Sudjic, Martina Wehlte und der Herausgeberin

Kunstverein Pforzheim / agora42 Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2018, ISBN 978-3-00-060531-4, 96 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Schweizer Broschur als Hardcover mit vom Künstler gestaltetem geprägtem Umschlag, Format 26,5 x 21,5 cm, 25,00 €

Janusz Czechs Katalog fällt schon durch seine hochwertige Bindung und die individuelle Konzeption des Umschlags auf (vergleiche dazu http://www.janusz-czech.de: Czech_cover Sight Seeing society IMG_2274).
Rauminstallationen wie ›Kenotaph Culture‹, Installationen wie ›Cross of Change‹ und ›Ornament und Verbrechen‹ und Serien wie ›Multikulti‹ uns seine ›Sightseeing Serie‹ (vergleiche dazu Czech_cover Sight Seeing society IMG_2274) bestätigen seinen unbestechlichen Blick und reflektieren darüber hinaus menschliche Sehnsüchte und gesellschaftliche Verhältnisse, die sich im Bauen spiegeln. »„Architektur prägt unser tägliches Leben. Sie ist eine in permanentem Wandel gebaute Infrastruktur einer Gesellschaft“, erklärt Czech seine Idee zur Ausstellung. Architektur könne die Veränderung einer Gesellschaft widerspiegeln, aber auch ein Mittel des Erscheinungsbildes von Politik und Ideologie sein, oder den Zustand einer Kultur darstellen. „Sie kann ein repräsentatives Symbol der Macht sein und zu diesem Zweck geschickt eingesetzt werden“« (Janusz Czech nach Michael Müller in der Pforzheimer Zeitung, vergleiche dazu https://www.pz-news.de/kultur_artikel,-Janusz-Czech-mit-Ausstellung-in-seiner-Heimat-Pforzheim-_arid,1240207.html)

Nach dem Direktor des Design Museums in London Deyan Sudjic ist Bauen „nicht nur das Bereitstellen eines Daches über dem Kopf oder einer modernen Infrastruktur für den Staat. Auch wenn es scheinbar in erster Linie pragmatisch geprägt ist, drückt es in machtvoller und außergewöhnlich entlarvender Weise die Psyche des Menschen aus. Es hat eine Bedeutung in Bezug auf Größenordnung und auf die jeweilige Person. Es ist ein Mittel, um das menschliche Ego auf die Größe einer Landschaft, einer Stadt oder einer Nation aufzublasen.

Bauen ist ein Spiegel der Ambitionen, der Unsicherheiten und Motivationen der Erbauer und deshalb auch glaubwürdig ein Spiegel von Macht, Machtstrategien, Machtverfestigung und der Auswirkung auf jene, die sie ausüben. Architektur glorifiziert und erhöht – wie keine andere kulturelle Ausdrucksform – den individuellen Autokraten und unterdrückt das Individuum in der Masse […]. Auf einer bestimmten Ebene ändert sich Architektur nie. Trotz der Fassade des zeitgenössischen Aussehens geht es in der Architektur um unsere Konfrontation mit uns selbst, wer wir sind und wo wir sind und was das Leben eigentlich bedeutet. In der Architektur geht es immer nur um dasselbe: Macht, Ruhm, Schauspiel, Erinnerung, Identität […]. Unsere Beweggründe für das Bauen und die trügerische Beziehung zwischen Architektur und Macht zu verstehen, darin liegt der Schlüssel für eine Einsicht in unsere Existenz“ (Auszug aus Deyan Sudjic, Der Architekturkomplex. Monumente der Macht, Düsseldorf 2006, im Katalog S. 17 ff.).

ham, 4. März 2019

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