Mai 27

Jo Fischer, In Syke

Von Helmut A. Müller | In Künstlerbuch

Herausgegeben von Nils Arne Kässens, Gemeinnützige Stiftung Kreissparkasse Syke / Syker Vorwerk mit
einem Text des Herausgebers

Kerber Photo Art, Kerber Verlag Bielefeld / Syker Vorwerk, 2017, ISBN 978-3-7356-0321-0, 68 Seiten, 49
schwarzweiße Abbildungen, Klappenbroschur, gebunden, Format 28 x 21 cm, € 30,00 (D) / € 30,90 (AT) /
CHF 36,80

Die 25 000 Einwohner große niedersächsische Kleinstadt Syke hat den über diverse Umwege zum
Fotografieren gekommenen heutigen Shootingstar der Fotoszene Jo Fischer nicht wegen seiner Landschaft
interessiert, sondern weil er dort acht Wochen ohne jede Vorgabe für seine im Syrer Vorwerk geplante
Ausstellung leben, arbeiten und eine Serie über dort lebende Menschen realisieren konnte. Ursprünglich
hatte er Schützen und Jäger mit ihren Waffen fotografieren wollen. Man hat zwar mit ihm geredet, aber als er
fotografieren wollte, hat man einfach nein gesagt. So sind zuerst melancholische Schwarzweißaufnahmen
von nächtlichen Landschaften im Spätherbst und im Nebel entstanden und schließlich doch auch noch
Porträts (vergleiche dazu die Fotostrecke im Spiegel online http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotobandueber-
syke-norddeutsche-tristesse-fotostrecke-144774.html):

„Irgendwann wurde ich in ein Seniorenheim und in ein Krankenhaus für schizophrene Patienten eingeladen.
Dort waren viele Menschen sehr aufgeschlossen und haben sich gern vor meine Kamera gesetzt. Am besten
gefällt mir das Bild einer jungen Frau, die einen großen Teddybären im Arm hält und über einen Feldweg
geht“. Ich hatte „die Frau auf der Straße angesprochen, sie ist Friseurin und sagte, sie sammle Teddys. Da
habe ich sie gebeten, einen großen Teddybären zu holen. Die Szene ist eigentlich absurd, sie ergibt keinen
Sinn. Das finde ich reizvoll“ (Jo Fischer im Spiegel Online http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/jofischer-
in-syke-gibt-es-keine-schoenen-fassaden-a-1132877.html). Nach Nils Arne Kässens sind bei Jo
Fischer „die ungeplanten und unverstellten Momente der Ausgangspunkt seiner Fotografie. Durch präzise
inszenatorische Eingriffe verfremdet und kommentiert er die vorgefundenen Motive, stellt Altbekanntes in
neue Zusammenhänge und dekonstruiert das, was wir für die Normalität halten. Fotografische
Dokumentation und künstlerische Fiktion gehen nahtlos ineinander über. Jo Fischers Bilder sind eine intime
Zeitaufnahme Sykes und seiner Menschen. Gleichzeitig sind sie eine Projektionsfläche unabhängig von Zeit
und Ort […]. Die Fotos sind eine Einladung und Aufforderung an die Betrachter, sie mit eigenen Gedanken
zu füllen“ (Nils Arne Kässens S. 3).

ham, 26. Mai 2017

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