Funktionen und Formen der Architektur
Hrsg. von Ernst Seidel
Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18972
Philipp Reclam jun., Stuttgart 2012², ISBN 978-3-15-018972-6, 599 S., 30 s/w-Abbildungen,
Broschur, Format 15,8 x 9,6 cm, € 13,80 (D) / 1,20 (A) / SFR 20,50
Die ab 1726 nach Plänen von Gustav Adolf Bähr gebaute Frauenkirche in Dresden gilt ebenso als
stadtprägender protestantischer Kirchenbau wie die 25 Jahre später begonnene Kirche St. Michaelis in
Hamburg. Beide Kirchen sind Spitzenformulierungen eines Bautypus von Kirche, der in den
Schlosskirchen von Wittenberg und Stuttgart seinen Ausgang nimmt: „Der protestantische K.-Bau
akzentuiert die Funktion des Predigtraumes, behält aber die Abfolge von Turm, Schiff und Chor
grundsätzlich bei; das Gestühl ist auf Kanzel und Altar ausgerichtet, die zu zentralen Kanzelaltären
vereinheitlicht sein können. Den Raum umziehende Emporen führen zu rationeller Raumnutzung und
sichern die Wahrnehmung von Kanzel und Altar“ (Martin Knauer). Neben Kirchen haben Bautypen
wie der Bauernhof, die Festung, die Pyramide, der Schrein und weitere rund 345 Bautypen Aufnahme
in das weitgehend von Studenten der Universität Tübingen erarbeitete Übersichtswerk gefunden. Es
will „Bauaufgaben erfassen, die als Typus im weitesten Sinn wahrgenommen werden und die sich vor
allem über ihre Funktion unter jeweils ganz konkreten historischen Bedingungen herausgebildet
haben“ (Ernst Seidel). So dienen die Kirchen schon in vorkonstantinischer Zeit der Versammlung der
Gemeinde, der Feier des Abendmahls und der Wortverkündigung. „Vor dem konstantinischen
Toleranzedikt (313) wurden die christl. Gottesdienste in provisorischen Raumsituationen und
Privathäusern abgehalten; verbreitet dürfte der unauffällige Typus der Haus-K. gewesen sein. Auch
der Umbau von Synagogen zu K.-Bauten ist belegt. Die vermutl. älteste bisher bekannte K. wird seit
Herbst 2005 in Megiddo/Israel ausgegraben“ (Martin Knauer). In den Stichwort-Einträgen wird nach
dem Begriff zuerst dessen etymologische Herkunft geklärt. Darauf folgt die Definition des jeweiligen
Bautypus, seine Entstehung und seine Entwicklungsgeschichte. Beispiele aus der
Architekturgeschichte verdeutlichen das Gesagte. Literaturhinweise am Ende der Artikel und am Ende
des Bandes laden zum weiteren Studium ein.
(ham)

Download: Kunsttheorie – Lexikon der Bautypen

 

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