Königsfurt-Urania-Verlag, Krummwisch, 2017, ISBN 978-3-86826-164-6, 166 Seiten, zahlreiche
Farbabbildungen, Hardcover gebunden mit Lesebändchen, Format 22 x 19,5 cm, € 14,99 (D)

Für Platon ist der Körper das Grab der Seele. In seiner Apologie des Sokrates und seinem Phaidon geht er
davon aus, dass sich die Unabhängigkeit der Seele in ihrer Fähigkeit zeigt, sich vom Körper zu befreien.
Durch den Tod wird sie frei. Bevor Platons Lehrer Sokrates den Schierlingsbecher trinkt, spricht er davon,
dass er nicht im Grab liegen bleiben, sondern seinen Körper verlassen und als unsterbliche Seele weiterleben
wird. Von Platons Seelenlehre bis zur Vorstellung, dass man den Tod nicht nur metaphysisch, sondern
konkret körperlich überwinden kann, ist es ein weiter Weg. Nach dem in Berlin lebenden Philosophen
Wilhelm Schmid richteten sich derartige Hoffnungen einige Zeit auf die Telomere, die Enden der
Chromosomen, die die Zellerneuerung regulieren, aber mit fortschreitendem Alter abgeschnitten werden.
Heute setzt man eher auf pluripotente Stammzellen, träumt von Gehirnverpflanzungen, Eingriffen ins Genom
(vergleiche dazu Wilhelm Schmid, Heimat in der Zeit. In: Die Zeit Nr. 46 vom 9.11.2017 S. 54) und auch
von gesundem Essen.

Dass die in Kiel lebenden Autorinnen von Clever Essen gegen Krebs ebenso wie der langjährige Chefarzt
der Inneren Abteilung der ganzheitlich arbeitenden Kasseler Habichtswald-Klinik und heute in der Schweiz
praktizierende Vorsorgespezialist Dr. med. Volker Schmiedel auf derartige Heilsversprechen verzichten,
gehört zu den großen Vorzügen der Publikation. Schmiedel führt zwar aus, dass und warum einzelne
Nährstoffe wie Selen, Vitamin D, Zink, Omega-3-Fettsäuren und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe vermutlich
eine Schutzwirkung gegen Krebs ausüben, eine entzündungshemmende Ernährung auch Krebsentstehung
und -entwicklung hemmt und die Nahrung voll von antientzündlichen sekundären Pflanzenstoffen ist. Aber
eine den Namen »Krebs-Diät« verdienende Ernährungsform gibt es nicht (Volker Schmiedel S. 7). Nach
Schmiedel kann man „mit einer gesunden, vollwertigen, vegetarisch orientierten und um den einen oder
anderen Fisch ergänzten Ernährung Krebs allein nicht heilen […]. Ich kann aber sehr wohl meinen
antioxidativen Status mit den richtigen Speisen verbessern, mein Immunsystem unterstützen und auch auf
der Bewusstseinsebene etwas tun. Es macht einen Unterschied, ob ich mich machtlos in mein Schicksal füge
oder mit einer guten Ernährung ganz bewusst an meiner Heilung mitarbeite. Selbst wenn die Nahrung nichts
bewirken würde […], dann würde auf jeden Fall das aktive Tun den Glauben an Heilung oder Linderung
stärken“ (Volker Schmiedel S. 10).

Die von Claudia Lazar und Monika Cordes zusammengestellten 60 Rezepte greifen auf das derzeit
verfügbare Wissen über mögliche Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensgewohnheiten,
Krebsentstehung, -erkennung und -prävention zurück und empfehlen eine maßvolle Ernährung mit möglichst
vielen regionalen, ökologischen Lebensmittel, mit vielen pflanzlichen und wenigen tierischen Produkten.
Darüber hinaus macht es nach Auffassung der Autorinnen Sinn, das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen
und Bilanz zu ziehen: „Aufräumen und Klären fördert das Wohlgefühl – nicht nur im Wohnbereich“ (Claudia
Lazar / Monika Cordes S. 20).

Ihre Rezepte bauen auf die Kombination von Gemüsen wie Kohl, Salaten, Zwiebeln, Lauch und
Hülsenfrüchten, Kräutern wie Basilikum, Bohnenkraut, Lavendel, Majoran, Minze, Oregano, Rosmarin,
Salbei und Thymian, Obst, Gewürzen wie Kurkuma, Pfeffer, Ingwer, Kümmel und Kardamom, Omega-3-
haltigen Ölen und Nüssen, Getreiden wie Dinkel, Emmer, Einkorn, Gerste, Hafer, Hirse und Reis und
tierischen Produkten wie fettem Seefisch, Eiern, Milchprodukten, Geflügel, Lamm und Rind von ganzjährig
draußen lebenden Tieren. An Getränken wird als erstes Wasser empfohlenen. „Alkohol wird zu den
krebsfördernden Mitteln gezählt. In Form von einem Gläschen Rotwein nach der Art der mediterranen Kost
wird er aber selbst von den kanadischen Medizinern nicht ›verboten‹“ (Claudia Lazar / Monika Cordes S.
49).

Die für den Herbst für eine Brotzeit Grünen empfohlenen Mangold-Crostini haben nachgekocht ebenso
vorzüglich geschmeckt wie die Kaftpaket Möhrensuppe und die Birne, Bohnen und der Lachs: Für vier
Portionen werden 600 g grüne Bohnen, 500 g Lachsfilet, Meersalz, Pfeffer, 2–3 EL Biobratöl. 1 Zwiebel. 1
TL Bohnenkraut, getr., 1 TL Biozitronenzesten, 2 Birnen (ca. 200 g) 1 Knoblauchzehe, 1 TL Balsamico
bianco zum Abschmecken, 2–3 Stängel Petersilie zum Garnieren und eine Küchenzeit von 45 Minuten
benötigt. Die Bohnen werden geputzt, entspitzt, 4 Minuten blanchiert, kalt abgeschreckt und beiseite gestellt.
Das Lachsfilet wird gewaschen, von beiden Seiten mit Salz und Pfeffer eingerieben, in einer Bratpfanne mit
Bratöl kurz gebraten, gewendet, in mundgerechte Stücke geteilt und beiseite gestellt. Dann wird die Zwiebel
geschält, klein gewürfelt und im Bratensaft glasig gedünstet. Gegebenenfalls wird etwas Bratöl hinzugefügt,
danach die Bohnen, das Bohnenkraut und die Zitronenzesten dazugegeben und die evtl. geschälten und
gestückelten Birnen 1–2 Minuten mitgebraten. Dazu kommt noch eine ausgepresste Knoblauchzehe. Das
Ganze wird mit Salz, Pfeffer und Balsamico abgeschmeckt. Der Lachs wird hinzugefügt und ggf. mit
gehackter Petersilie garniert. Wer gekochte Kartoffeln zur Hand hat, röstet sie am Schluss mit.
In dieser Variante des norddeutschen Nationalgerichts wird mit Biolachs statt mit Speck und Pökelsalz
gekocht. „Der deftige Räuchergeschmack wird von Zwiebel und Knoblauch übernommen.“ Dieses Gericht,
ist reich an Omega-3-Fettsäuren, Alicin und den ätherischen Ölen des Bohnenkrauts. „Die Birnen,
Zitronenzesten, Pfeffer und ein Schuss Essig runden den Geschmack raffiniert ab. Besonders lecker
schmeckt das Gericht […] mit der Norddeutschen ›Bürgermeisterbirne‹ […], die nicht zerfällt“ (Claudia
Lazar / Monika Cordes S. 121).

ham, 13. November 2017

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