Jul 16

Hiroshi Sugimoto, Revolution

Von Helmut A. Müller | In Katalog, Kunst, Rezensionen

Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 25.10.2012 – 10.02.2013 im Museum Brandhorst, München
Hrsg. von Armin Zweite, Museum Brandhorst, mit Texten von Hiroshi Sugimoto und dem Herausgeber
Museum Brandhorst, München / Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2012, ISBN 978-3-7757-3471-4, 88 S., 35 Abbildungen in Triplex, Leinen gebunden mit Schutzumschlag, Format 33,5 x 24 cm, € 48,–

Der 1948 in Tokio geborene und seit 1974 in New York lebende und arbeitende Hiroshi Sugimoto gehört zu den auffälligsten konzeptionellen Fotografen der Gegenwart. Für Armin Zweite verschränken sich in seinem Schaffen „japanische Traditionen mit westlichen Vorstellungen… Für seine künstlerischen Vorstellungen und seine Haltung gegenüber Institutionen und den Mechanismen des Marktes wurde Marcel Duchamp wichtig“, aber auch die amerikanische Minimal und Concept Art und die fernöstliche Ästhetik (Armin Zweite). „Kunst ist Technik, ein Mittel, um die unsichtbaren Bereiche des Geistes zu verkörpern. In diesem Sinne ist meine Kunst eine emblematische Darstellung und Veranschaulichung von Bereichen meines Geistes – oder vielleicht könnte man sagen, von Stichproben meines Bewusstseins“ (Hiroshi Sugimoto). Seiner in dem vorzüglich gedruckten und ausgestatteten Band erstmals veröffentlichten Serie ‚Revolution‘ gehen Serien wie die ‚Kinos‘ und die ‚Seascapes‘ voraus, in denen Sugimoto Erfahrungen von Zeit, Raum, Ewigkeit und Endlichkeit reflektiert. Unter seiner Hand verwandeln sich die Aufnahmen in atmosphärisch dichte Bilder, die an die transzendenten Ursprünge des Kosmos und des Lebens erinnern. Den 15 Bildern der Sequenz ‚Revolution‘ liegen nächtliche Sehstücke aus den Jahren 1986 bis 1997 zugrunde, die auf 239 x 119,5 cm, also auf das Format eines doppelten Quadrats vergrößert und jeweils im Uhrzeigersinn um 90 Grad gedreht worden sind. „In der Vertikalen verflüchtigt sich alles Romantische des horizontalen Nachtbildes“ (Armin Zweite). Wenn man den Mond und seine Spuren am Nachthimmel identifiziert, ist man versucht, die Bilder auf ihren Ausgangspunkt zurückzudrehen und merkt dabei, dass man ihnen dann ihre von Sugimoto intendierte Irritation entzieht. Wenn man sie in der vorgegebenen Position stehen lässt und sich stattdessen im Kopf um 90 Grad dreht, behalten sie ihre irritierende ästhetische Qualität. Darüber hinaus machen sie die Relativität der eigenen Wahrnehmung deutlich. Man fühlt sich unter anderem an die vertikal gestellten Farbfelder des abstrakten expressionisten Barnett Newman und an Marc Rothko erinnert und versucht anfangsweise zu begreifen, dass man im Großen und Ganzen des Kosmos gut aufgehoben ist.
ham, 20.04.2013

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