Aug 22

Ulrike Zilly
Flugbegleiter – Im Herbst wächst das Hirn der Meise
Malerei, Zeichnung, Holzdruck, Keramik

Broschüre mit Einleger zur gleichnamigen Ausstellung vom 6.03. – 24. 04. 2016 im Kulturforum Alte Post
Neuss mit Textpassagen von Klaus Richter, Helmut A. Müller, Dedo von Kerssenbrock-Krosigk und
Andreas Stories

Stadt Neuss, Der Bürgermeister /Kulturforum Alte Post, 2016, 16 Seiten und doppelseitig bedrucktes
gefaltetes Einlegeblatt im Plakatformat 6o x 41,9 cm, zahlreiche Farbabbildungen, Rückstichheftung, Format
21 x 15,7 cm

Zillys Welt
Wenn ein Werk so schön werde …

Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 20. Mai bis28. August im Museum Ratingen mit einem
Essay von Alexandra König

Museum Ratingen / Pagina Verlag Goch, 2016, ISBN 978-3-926583-39-0, 64 Seiten, zahlreiche
Abbildungen, Hardcover gebunden, Format 24,5 x 18,4 cm

Die 1952 in Oberhausen geborene Ulrike Zilly ist mit ihren prägnanten Adels- und Bürgerporträts
bundesweit bekannt geworden. Die zu ihren Ausstellungen in Neuss und Ratingen erschienen Publikationen
belegen, dass ihr Gesamtwerk weiter ausgreift, reichhaltiger und deutlich umfangreicher ist. Ihre Malereien,
Zeichnungen, Holzschnitte, Skulpturen, Aktionen, Publikationen und Performances gehören mit ihrer
figurativ verschlüsselten Sprache wie ihre Porträts in den Kontext der Deutschen Kunst der letzten 50 Jahre.
Ihre Tier- und Menschenszenen werfen eigene private, aber auch zeitdiagnostisch relevante Blicke auf die
sozialen, künstlerischen und kulturellen Milieus und Zeitläufte und brauchen keinen Vergleich zu scheuen.
Eine jetzt anstehende Retrospektive hätte die relevanten Werkgruppen aus ihrem umfangreichen Portfolio
darzustellen. Ein eigenes Kapitel wäre den von ihr immer neu porträtierten Hasen und Hasenfamilien zu
widmen. Sie könnten bei Zilly für das eigene Aufstehen nach schweren Schicksalsschlägen, für Neuanfänge,
für die Fruchtbarkeit von jahrelanger kontinuierlicher Arbeit, aber auch für die Erinnerung an den Glauben
an Auferstehung und Unsterblichkeit stehen. Ein weiteres Kapitel sollte ihren nie zufälligen Titeln
vorbehalten sein. So heißt ein Farbholzschnitt von 1996 im Format 50 x 70 cm Schaf denkt nach, eine
Keramik von 1992 Stolzes Herz und ein Ölgemälde auf Leinwand im Format 190 x 230 cm von 2003 Villa
Huber.

Das Gemälde gehört zu einer Werkgruppe, die der Linie gewidmet ist. „Als schwarze Kontur umreißt sie die
Bewohner der „Villa Huber“ […]. Die Betonung der Linie mag sie als Schülerin von Rissa an der
Düsseldorfer Akademie ausweisen. Gleichzeitig zitiert Zilly in der Arbeit ganz direkt Figuren aus Diego
Velásquez Gemälde „Las Meninas“ von 1656. In der Betonung der schwarzen Außenkontur rezipiert sie
zugleich eine Serie von Variationen, in denen sich Picasso 1957 mit dem Hauptwerk der spanischen Malerei
des 17. Jahrhunderts auseinandersetze. Das Porträt der spanischen Prinzessin Margarita und ihres Hofstaats,
auf dem der Maler ebenso erscheint wie sein Sujet und Velásquez mit Bildern im Bild und dem Blick des
Betrachters spielt, kann als eine gemalte Theorie der Malerei gelten. Und so ist es kein Zufall, dass sich Zilly
dieses Werks angenommen hat. Denn bei aller Vielschichtigkeit ihrer gemalten Universen drängt sich eine
Gewissheit auf: die Welt der Ulrike Zilly ist die Malerei“ (Alexandra König S. 11). Wenn Zilly in ihrem
Gemälde Der Frankenfreak am Kütchenrain, Fam. Angermann, 2003, Öl auf Lw, 190 x 230 cm
anspielungsreich an den bei Nürnberg lebenden befreundeten Maler Peter Angermann erinnert, kann Villa
Huber aber auch als Liebeserklärung an die Zeit gelesen werden, in der der Maler Thomas Huber mit seiner
Familie in Mettmann gelebt und in der man sich regelmäßig gegenseitig auf einen Sprung von Haus zu Haus
besucht hat.

ham, 20. August 2016

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