Werner Bartens

Was Paare zusammenhält

Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird
Knaur Taschenbuch 2013, ISBN 978-3-426-78602-4, 253 S., Klappenbroschur, Format 21 x 13,5 cm, € 12,90 (D)/13,40 ( A)

Wer bei der Überfülle der heute angebotenen Paarliteratur zum Ratgeber des studierten Mediziners und Wissenschaftsjournalisten der Süddeutschen Zeitung Werner Bartens greift, sollte zuerst seine ausführliche Literaturliste studieren. Er wird dort unter anderem auf die Studie von J. Berkic und J. Quehenberger zu bindungsspezifischen Mechanismen der Emotionsregulation bei Langzeitehepaaren, auf den Verriss von Büchern wie ‚Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus‘ durch die US- Psychologin Janet Shibley Hyde, auf Karl Grammers und Kirsten Krucks soziobiologisch grundierte Forschungen und auf Hans Jellouscheks Klassiker ‚Liebe auf Dauer‘ stoßen. Aber er wird neben anderen den führenden amerikanischen Sexualwissenschaftler David Schnarch und den Erfinder der Zwiegespräche Michael Lukas Müller vermissen. Bartens erklärt seine Auswahl wie folgt: „Es gibt mittlerweile mehr als 20.000 Fachzeitschriften, in denen medizinische Artikel publiziert werden können. Der Großteil von ihnen ist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden, weil die Beiträge von zu schlechter Qualität sind. Ich habe versucht, Artikel aus hochwertigen Zeitschriften anzugeben. Das ‚New England Journal of Medicine, Lancet, JAMA, BMJ und die Annals of Internal Medicine‘ sind die fünf weltweit führenden medizinischen Fachjournale. Die Cochrane-Datenbank ist die zuverlässigste Quelle für Überblicksarbeiten und systematische Metaanalysen. ‚Natur, Science und PNAS‘ gelten als die besten Zeitschriften zu allgemeinen Wissenschaftsthemen. Nicht immer gibt es Beiträge zur Liebe und Beziehungsforschung in diesen Zeitschriften, die als Hort der harten Wissenschaft gelten. Deshalb sind viele der hier zitierten Studien in Fachzeitschriften der medizinischen oder psychologischen Unterdisziplinen aufgeführt, manche auch in Fachblättern für Biologie, Evolution oder Sexualwissenschaft“. Im Ergebnis wird im Wesentlichen zusammengetragen, was die „harten“ Wissenschaften derzeit zur Paarbindung nachweisen können. Zu den überraschendsten Einsichten gehört, dass wenig „Sex, stabiles Unglück, Resignation und unsichere Partner … eine Ehe lange andauern“ lassen. „Was sonst noch hilft, steht auch nicht unbedingt in den üblichen Fibeln für Beziehungsanfänger: die richtige Größe, das passende Gewicht und einander riechen können. Und für Männer gilt: öfter mal die Klappe halten. Manche Erkenntnisse und Hilfestellungen der Wissenschaft lassen sich allerdings nur unter allergrößten Anstrengungen im Alltag umsetzen. So wird es für einen mit 1,72 Meter Körperlänge vertikal benachteiligten Mann schwierig, plötzlich als 1,90 Meter zu erscheinen – auch wenn dadurch erwiesenermaßen seine Chancen auf attraktive Partnerinnen, weniger Eifersucht und mehr Gelassenheit im Leben steigen würden“ (Werner Bartens).

ham, 26.06.2013

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